Was ist Minibasketball?

Minibasketball ist kindgerechter Basketball!

Beim Minibasketball geht es zunächst darum, kindgerechte Spielbedingungen zu schaffen:
mit Spielbällen der Größe 4 als Einsteigerball und Basketbällen der Größe 5 erhalten Kinder geeignete Spielgeräte.
Niedrige Körbe sind weitere wichtige Voraussetzungen, um einerseits Erfolgserlebnisse für alle(!) Kinder zu ermöglichen und anderseits frühzeitige technische Grundlagen zu legen, die auf Körbe auf Erwachsenenhöhe so nicht möglich sind.

Niedrige Körbe sind in Europa eine Selbstverständlichkeit.
Deutschland ist eines der wenigen Länder, die in diesem Bereich dringenden flächendeckenden Nachholbedarf haben. Beim Fußball sind kleinere Tore und Spielfelder seit Jahrzehnten eine Selbstverständlichkeit und auch im Eishockey gibt es dazu interessante Eindrücke.
Das Videobeispiel aus dem obigen Link/Video wartet noch auf eine Umsetzung eines Basketballcourts für Erwachsene in Kinderproportionen…
Nur, weil es irgendwie mit leistungsstarken Kindern auf Erwachsenenkorbhöhe auch funktioniert hat, darf kein Argument sein, sich gegen niedrige Körbe zu entscheiden, denn jedes Kind profitiert von den niedrigen Körben!
(Photo by Mariana Kurnyk, http://www.pexels.com)

Älteren Jahrgängen oder leistungsstärkeren Kindern bieten niedrige Körbe aufgrund des geringeren Kraftaufwands und stark verbesserten Größenproportionen hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten bezüglich Schusstechnik und Korbleger.
Die Auswirkungen auf das Minispiel sind nicht unerheblich: bei besserer Schusstechnik auf niedrige Körben kann ein zu startes Absinken des Verteidigers bestraft werden, weil die Wurfquote steigt. Angreifer und Verteidiger erhalten zusätzliche Entscheidungsoptionen und essentielle Spielerfahrungen, die sie durch verbesserte Spielbedingungen frühzeitiger sammeln können.

Kleinfeldspiele 2on2 oder 3on3 oder 4on4 bieten, sofern entwicklungsgerecht angeboten und begleitet, viele Ballkontakte, Entscheidungen und Spielerfahrungen, die jedes Kind weiter bringen und zum Spielspaß unbedingt dazu gehören.
Ohne Ballkontakte macht Ballsport keinen Spaß und die Phrase „sharing is caring“ macht beim Basketball bis ins Erwachsenenalter hin Sinn.

Die erneuerten Regeln für den Minibasketball sorgen durch Mindest- und Höchstspielzeiten durch Achtelvorgaben für eine angemessenere Verteilung von Spielzeiten, so dass kein Kind mehr bei einem Spiel die komplette Zeit auf der Bank verbringen muss. Eine noch gerechtere Verteilung von Spielzeit (jedes Kind aus einem 10er-Kader spielt 4 Achtel) ist wünschenswert. Durch die 2- bis 6- Achtelregelung hat der Minicoach allerdings noch Flexibilität Kinder anhand ihrer individuellen Leistungsstärke vor individuelle Herausforderungen zu stellen.
Durch die Forderung niedriger Körbe sollen die Miniregeln zudem flächendeckend für kindgerechtere Spielbedingungen sorgen.

Natürlich schützen die guten Regeln nicht vor Missbrauch:
die fehlende Foulbeschränkung sorgt nicht nur dafür, dass ungestüme Anfänger wichtige Regelerfahrungen im Spiel sammeln können und trotzdem ihre Spielzeit erhalten. Die Regel wird dafür missbraucht, dass leistungsstarke (und streng genommen nicht mehr spielberechtige Kinder) einen Sieg irgendwie noch erzwingen sollen und Korberfolge des anderen Teams ohne große Konsequenzen verhindert werden können.
Oder die Verpflichtung zur Mannverteidigung wird dazu missbraucht, dass ein Angriffspieler weit außerhalb vom Spielgeschehen geparkt wird, um einen gegnerischen Spieler ebenso inaktiv zu stellen und so einen vermeintlichen Vorteil für das eigene Team zu erhalten.

Die beiden vorab genannten Beispiele, die seit Einführung der neuen Miniregeln tatsächlich so passiert sind, zeigen, woran der Minibasketball krankt: es geht um Tabellenpositionen und wertlose Meisterschaften, die nur den Reputationen von Trainern und Vereinen dienlich sind.
Die Kinder stehen damit nicht im Mittelpunkt, sondern sind letztlich nur ein Mittel zum Zweck, um fragwürdige Reputationen zu bedienen.

„Kranke“ Ergebnisse wie ein 123-5 werden auf Vereinsseiten immer wieder abgefeiert, obwohl man sich dafür eher schämen sollte, dass man in Absprache mit dem anderen Coach und dem Schiedsrichter nicht eine Spielform gefunden hat, die beiden Teams etwas bringt und nicht einen Mannschaft regelrecht demütigt. Eine Verantwortung trägt jeder Coach auch für das gegnerische Team!
Einen spielstarken, überlegenen Spieler immer wieder in ein 1-1 zu schicken und alle anderen Spieler damit zu beauftragen, bloß nicht im Weg zu stehen, lässt teilweise eine soziale Teamsportart zu einem egoistischen Einzelwettbewerb verkommen und zwar nicht der 1-1-Spieler, sondern der Coaches, die so etwas anweisen oder dulden.

Vielleicht sollten Vereine, die es mit dem Minibasketball wirklich ernst meinen, ihre Außendarstellung einmal überdenken. Muss der Hunderter abgefeiert werden (oder ist er im Spiel selbst überhaupt nötig) oder ist es nicht einmal eine Pressemeldung wert, dass an einem Spieltag ein Kind seinen ersten Korb erzielt hat. Oder dass alle Spieler einen Punkt erzielt haben, oder dass ein tolles Passspiel gezeigt hat oder gegen eine überlegenes Team nie aufgehört hat zu kämpfen… Möglichkeiten mal einen anderen Blick auf „Erfolge“ zu lenken, scheint es ausreichend zu geben, aber Tabellen und Meisterschaften im Kinderbereich setzen Egos und nicht Kinder in den Mittelpunkt.
Anzeigen und Tabellen erscheinen vor diesem Hintergrund überflüssig. Oftmals lenken sie Kinder während eines Spiels sehr ab oder sorgen dafür, dass manch Elternteil oder Erwachsener aus der Vorbildrolle fällt und sportlichen Ehrgeiz mit aggressivem Verhalten und ein Kinderbasketbasketballspiel mit einer Weltmeisterschaft verwechselt.

Ein Elterncodex kann zu Saisonbeginn dafür sorgen, dass klare Spiel- und Verhaltensregeln nicht nur für Kinder, sondern auch für die Erwachsenen aufgestellt werden. Zahlreiche Vorlagen für Eltern-, Spieler- oder auch Trainercodex gibt es aus unterschiedlichen Sportarten im Internet. Hier ein Beispiel.
Eine pädagogische Begleitung von Spielen, in der Lernen und nicht Erfolge die wichtigste Bedeutung besitzt, sollte gemeinsam von beiden Coaches und dem Schiedrichter geleistet werden. Fingerspitzengefühl und auch individuelle Bewertungen, in wieweit sich die Spieler und Spielerinnen bereits an bestimmte Regeln halten können, müssen maßgeblich sein. Leider sind Forderungen nach Schrittfehlern oder vergleichbare Bemerkungen und lautstarke Forderungen in jedem Leistungsbereich immer noch an der Tagesordnung.

Die Herangehensweise von Coaches, Talente im Minibasketball oder auch in anderen Sportarten frühzeitig erkennen zu können, muss stark in Frage gestellt werden: beschäftigt man sich beispielweise mit dem „relative age effect“ wird schnell deutlich, dass die „Frühgeborenen“ eines Jahrgangs den „Spätgeborenen“ sportartenübergreifend bevorzugt werden. Dass in jedem Jahrgang die „Frühgeborenen“ mehr Talent als die anderen Kinder besitzen ist absurd: sie haben in vielen Fällen einfach einen Entwicklungsvorsprung. Aufgrund dieses Entwicklungsvorsprunges werden die „Frühgeborenen“ beim Training und in Spielen bevorzugt behandelt, weil sie vermeintlich talentierter sind. Zunächst verliere ich also viele „Spätgeborene“, weil ich mich weniger um sie kümmere und wenn dann noch einige „Frühgeborene“ irgendwann aus dem Verein austeigen oder die Sportart wechseln, bleiben gar nicht mehr so viele Talente übrig…
Als Konsequenz aus dem „relative age effect“ muss ich als verantwortungsbewusster Minicoach mein Bestes geben, um alle Kinder entsprechend ihres aktuellen Entwicklungsstandes bestmöglich zu fördern.
Ich möchte hier nicht grundsätzlich Talentsichtungen und -förderungen in Frage stellen oder abwerten, aber welches Kind sich wie entwickelt, ob es verletzungsfrei bleibt und ob es der Sportart überhaupt erhalten bleibt, kann einfach niemand vorhersagen. Das Fordern und Fördern aller Kinder muss selbstverständlich sein, um Talente zu entwickeln und um Basketballbiografien zu schaffen!
Als weitere Literaturempfehlung für die Unterschiedlichkeit kindlicher Entwicklung möchte ich die Werke von Remo Largo (z.B. Kinderjahre), der u.a. aufzeigt, dass ein siebenjähriges Kind einen Entwicklungsstand eines Fünfeinhalbjährigen bis hin zu einem Achteinhalbjährigen haben kann: ein Entwicklungsunterschied von bis zu 3 Jahren ist also bei einer Gruppe von Siebenjährigen möglich!

Beim Minibasketball kann es also nur darum gehen, gemeinsam die wunderbare Sportart Basketball zu stärken, indem ich alle Kinder mitnehme und dafür als Coach sorge, dass alle Kinder im Training und im Spielbetrieb viel Spaß haben und sich alle weiterentwickeln und so der Sportart erhalten bleiben.
Egal, ob die Kinder einen Vereinsport gefunden haben, den sie lebenslang ausüben, als Fans zu Basketballspielen gehen, später als Eltern am Kampfgericht anschreiben oder wie auch immer dem Basketball verbunden bleiben: es zählen die Basketballbiografien, die ich als Coach und Verein auf den Weg gebracht habe und so die Sportart stärken!

Es muss dem geschulten und verantwortungsvollen Coach darum gehen, den Kindern Spaß am Basketball und am Sport zu vermitteln.
Spielspaß und grundlegende Basketballtechniken können Minicoaches spielerisch vermitteln und übertragen Verantwortung an die Kinder: im Training und in Spielsituationen. Dazu gehört auch, dass falsche Entscheidungen getroffen werden dürfen und Kinderentscheidungen überhaupt in Auszeiten oder Trainingsbetrieb nicht nur zugelassen, sondern ausdrücklich erwünscht werden.

Die zahlreichen Spiele, Übungen und Materialangebote auf dieser Website sollen einen kleinen Beitrag leisten, dass die Minibasketballkultur wächst und sich als Fundament für den deutschen Basketball etabliert.

Mach mit! Die Kinder werden es dir danken 🙂